Getrieben durch Elektrifizierung, Miniaturisierung und Digitalisierung, werden Billionen zusätzlicher Stanzteile – wie Steckverbinder oder Lead-Frames – in steigender Komplexität und Qualität benötigt. Das Forschungsvorhaben charakterisiert mit einem einzigartigen Messkonzept erstmals die hochdynamischen Ph-nomene in den Pressen und will damit die Machbarkeitsgrenzen weiter verschieben.
Gemäß dem heutigen Stand der Forschung und Technik erfolgt der Nachweis der Maschinenfähigkeit beziehungsweise Prozessfähigkeit von Schnellläuferpressen anhand statischer Prüfroutinen. Schnellläuferpressen sind Hochleistungspressen mit Hubzahlen bis zu 2000 Hub pro Minute. Entscheidend für die Maschinenfähigkeit beziehungsweise für die Prozessfähigkeit sind die hochdynamischen Betriebszustände während der Produktion, die bisher jedoch nicht erfasst und charakterisiert werden können. Das von der bayerischen Industrie unterstützte Forschungsziel ist daher, das weltweit erste dynamische Prüfkonzept zu entwickeln und aufzubauen, das die Bewertung und den Vergleich von Schnellläuferpressen unter variablen Prozessrandbedingungen ermöglicht. Dies bildet unter anderem den entscheidenden Schritt zu einer Standardisierung und Normung.
Die dynamische Vermessung von Schnellläuferpressen stellt neben der industriellen Relevanz eine wissenschaftliche Herausforderung dar. Realistische Prozesskräfte sollen materialunabhängig über ein passives Werkzeugmodul eingestellt und aufgebracht werden können. Um der hohen Dynamik gerecht zu werden, müssen Messkonzepte und Auswerteroutinen neu gedacht werden. Beispielsweise geht es darum, die Fusion unterschiedlicher Sensordaten zur Informationsgewinnung heranzuziehen, um Effekte wie Verlagerung, Verkippung und elastische Deformation orts- und zeitaufgelöst zu differenzieren. Die primäre Zielstellung liegt in der Bewertung der eingesetzten Fertigungsanlagen. Darüber hinaus erschließen die Forschungsergebnisse Potenziale einer zielgerichteten Prozessoptimierung, einer vorbeugenden Instandhaltung und der objektiven Abstimmung aller Beteiligten entlang der Prozesskette.