Antinutritive Stoffe limitieren den Einsatz von Rapspresskuchen. Dieser enthält aber auch wertvolle Proteine, Ballaststoffe und Antioxidantien, die in technischen Anwendungen, in Heimtiernahrung und nach erfolgter Zulassung in Lebensmitteln zu hochwertigen Produkten verarbeitet werden könnten.

Die Inhaltsstoffe der in Bayern jährlich anfallenden Presskuchen haben ein theoretisches Wertpotenzial von ca. 190 Mio. €. Aus der gleichen Rohstoffmenge wird mit Rapsöl nur ein Umsatz von 33 Mio. €/a erzielt. Ziel des Projektes war deshalb die Entwicklung eines Verfahrens zur Fraktionierung von Rapspresskuchen in Protein- und Ballaststoffprodukte mit integrierter Abreicherung der sekundären Pflanzenstoffe (SPS) durch Adsorption – sowie die Bewertung der Fraktionen und des Verfahrens.

Dazu wurden Extraktionsparameter für Öl, Proteine und SPS sowie verschiedene Adsorber untersucht. Ergebnis ist das Konzept eines wässrigen Verfahrens, bei dem zwei Proteinprodukte, ein Phytinsäurekonzentrat, phenolische Verbindungen, Ballaststoffe und Melasse anfallen. Durch Adsorption werden selektiv mehr als 80 % der Phytinsäure (organischer Adsorber) und bis 70 % der Phenolsäuren (anorganischer Adsorber) abgetrennt. Die Proteinprodukte zeigen eine hohe Funktionalität und ein breites Einsatzspektrum. Durch die Adsorption werden sensorisch negativ zu bewertende Attribute in den Proteinen deutlich abgeschwächt. Der Einsatz in Mayonnaise und Wurst war erfolgreich. Für z. B. Süßspeisen oder Tiernahrung ist die Sensorik der Proteine aber noch weiter zu optimieren. Phytinsäure kann bis knapp 75 % vom Adsorber eluiert und als Wertfraktion vermarktet werden. Untersuchungen zur Biogasgewinnung aus Melasse haben zu guter Gasbildung geführt, was die Möglichkeit der Energieeinsparung im Prozess aufzeigt. Bei gleichzeitiger Vermarktung der Proteine, der Phytinsäure und des Ballaststoffes kann theoretisch eine wirtschaftliche Umsetzung des Verfahrens dargestellt werden.

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